Kfz-Versicherungen: Automatische Anpassung an den Fahrstil
Möchte der Kunde sein Fahrzeug finanzieren, ist der Händler nach den aktuellen Bestimmungen verpflichtet, die Kreditwürdigkeit und die Versicherungshistorie zu prüfen, bevor er grünes Licht für das Darlehen geben darf. Dieser Prozess dauert relativ lange und erfordert die Übertragung sensibler Daten. Mit der Blockchain kann eine schnelle und sichere Validierung ohne die Weitergabe sensibler Informationen erfolgen. Eine neue Qualität der Customer Journey ermöglicht die Technologie auch für den Insurance-Markt. Versicherungstarife nach dem Pay-as-you-drive-Prinzip ermöglichen die zeitnahe Anpassung der Kfz-Prämie an den Fahrstil des Kunden: Wer regelkonform fährt, kann Beiträge sparen. Der hinterlegte Smart Contract führt automatisch eine neue Tarifänderung durch, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Die Vorteile der Blockchain für die Abwicklung dieser PAYD-Tarife liegen auf der Hand: Die Fahrdaten sind vor Manipulationen geschützt, die Anpassungen erfolgen kostensparend ohne Eingriff der Versicherungsmitarbeiter, und die Kosten bleiben für alle Beteiligten transparent.
Autonomes Fahren
Bisher ist es für die meisten immer noch reine Science-Fiction: autonomes Fahren. Selbstständig fahrende Autos mit Fußgängererkennung, öffentliche Verkehrsmittelwie Busse, die ihre Passanten vollautomatisiert durch die Großstadt transportieren – und das ganze natürlich sicher, unfallfrei und vor allem effizient.
Doch dieser Utopie stehen immer noch Misstrauen in Sicherheit oder moralische Implikationen gegenüber. Was passiert, wenn das Auto ausweichen muss, um den Beförderten zu retten, dabei aber entweder in einen Passanten oder in zwei Fahrradfahrer rast. Wie entscheidet es sich? Dies alles bremst die Euphorie dieser digitalen Innovation und auch deren Entwicklung. Laut einer Prognos-Studie werden sich autonome Autos daher nur langsam durchsetzen. Das liegt unter anderem daran, dass Autos bis zu 20 Jahre genutzt werden, aber natürlich auch an den oben genannten Bedenken. Laut Prognos wird der Anteil von Neufahrzeugen, die auf Autobahnen komplett selbstständig navigieren im Jahr 2050 bei immerhin 70 Prozent liegen. Allerdings werden ab 2030 Pkws mit Citypilot im Einsatz sein – also einer Technik, die sie befähigt, alleine in der City und auf Autobahnen zu fahren. Ab 2040 werden dann die ersten Autos erwarten, die völlig selbstständig von Tür zu Tür fahren und selbst auf Landstraßen keinen Fahrer benötigen. Die Revolution des Kraftfahrzeugs ist also absehbar, aber immer noch weit in der Zukunft.
Ausblick: Kluge Assistenten und virtuelle Datenmarktplätze
Ein modernes Auto erzeugt beim Fahren pro Stunde rund 25 Gigabyte Daten. Die schnelle Analyse dieser Informationen gewinnt für die Automobilwirtschaft immer stärker an Bedeutung. Im Auto der Zukunft wird die Sprache zur Schnittstelle Nr. 1, unterstützt von künstlicher Intelligenz (KI). Die Passagiere können sich frei mit ihrem digitalen Onboard-Assistenten unterhalten, um personalisierte Routenvorschläge, Konsumtipps oder Inhalte zu verschiedenen Themen zu erhalten. Solche Angebote können als kostenpflichtige Microservices implementiert und vermarktet werden. Gleichzeitig werden mit der 5G-Connectivity und der Car-to-X-Kommunikation viele neuartige In-Car-Services Realität – bis hin zur Augmented Reality oder Holografie.
Noch einen Schritt weiter gehen virtuelle Marktplätze, über die Autohersteller Kundendaten an andere Unternehmen der Mobilitätsbranche veräußern oder von diesen erwerben können. Für Transparenz sorgt auch in diesem Segment die Distributed-Ledger-Technologie: Alle Teilnehmer im verteilten Ökosystem behalten die Hoheit über ihre Daten und entscheiden allein über deren Freigabe. Dieses Szenario untermauert die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Blockchain, an der nicht nur im Finanzumfeld kein Automobilproduzent oder Zulieferer vorbeikommen wird.
Das Mobilitätsuniversum der Zukunft wird nicht mehr vom Verbrennungsmotor dominiert. Wenn BMW, Daimler & Co. nicht Gefahr laufen wollen, wie bei der Elektromobilität die Technologieführerschaft zu verspielen, müssen sie ihr Innovationstempo erhöhen und massiv in die Plattform-Ökonomie investieren. Für Tesla-Kunden ist beispielsweise die Freischaltung von Fahrzeug-Add-Ons über das Internet seit Jahren Standard. Und während mancher Hersteller noch über die richtige Strategie gegen die Digitalplayer aus den USA oder China grübelt, verfügt die Google-Mutter Alphabet längst über Tools, mit denen sie in kurzer Zeit Infotainment-Funktionen für Connected Cars verschiedener Marken entwickeln kann. Nur wer jetzt mutig in innovative Technologien und Geschäftsmodelle einsteigt, wird in zehn Jahren noch auf der Überholspur fahren.