MiCA: Vorbild einer globalen Krypto-Regulierung?
Nach langen Verhandlungen wurde die MiCA am 9. Juni 2023 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und ist am 29. Juni 2023 formal in Kraft getreten. Die MiCA-Regelungen finden ab dem 30. Juni 2024 bzw. ab dem 30. Dezember 2024 Anwendung.
Stellt die MiCA ein Vorbild einer globalen Krypto-Regulierung dar?
MiCA: Vorbild einer globalen Krypto-Regulierung?
Anbieter von Krypto-Dienstleistungen, sogenannte Virtual Asset Service Provider (VASPs), benötigen von der Verwaltung und Verwahrung von Kryptowährungen, bis zum Inverkehrbringen eines vollständig in Euro gedeckten Stablecoins, zwingend eine Lizenz in einem Mitgliedsstaat, um im gesamten EU-Wirtschaftsraum operieren zu können. Die Krypto-Regulierung schreibt eine Pflicht zur Veröffentlichung eines Whitepapers vor, damit Anleger detaillierte Informationen über die zugrundeliegende Technologie der jeweiligen Coins oder Token erhalten und umfassend über die Risiken aufgeklärt werden. Mit der Verordnung werden VASPs, die mehr als 15 Millionen Nutzer haben, unter die Überwachung der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) gestellt. Alles darunter fällt in den Verantwortungsbereich der nationalen Behörden. Die ESMA und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) können den Betrieb von Krypto-Dienstleistungen teilweise oder ganz unterbinden, wenn der Anlegerschutz, die Marktintegrität und die Finanzstabilität nicht mehr gewährleistet werden können. Weitere Informationen finden Sie hier.
Regulierung von Stablecoins
Der Crash des Terra-Luna-Ökosystems im Mai 2022 führte zu einem Dominoeffekt in der Krypto-Branche und zum Einbruch an den Kryptomärkten. Infolgedessen verloren die Top-15-Stablecoins etwa 34 Milliarden US-Dollar und das DeFi Trading-Volumen brach ein. Im März 2023 kam es zu einer Kernschmelze bei relevanten, kyptofreundlichen US-Banken. Mit der Silvergate Bank, Silicon Valley Bank und der Signature Bank, die allesamt zur Schließung gezwungen wurden, sind innerhalb einer Woche, gleich drei relevante On-Ramps für institutionelles Geld im Decentralized Finance (DeFi) Bereich, weggefallen. Der USD Coin ist unter den angestrebten Wert von 1 US-Dollar abgerutscht, nachdem der Herausgeber des Stablecoins, Circle, mitgeteilt hat, dass 3,3 Milliarden US-Dollar bzw. 8% der gesamten USDC-Geldmittel bei der Silicon Valley Bank gehalten wurden.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Circle im Juni 2022 den regulierten Stablecoin EUROC lanciert hat. Die Silvergate Bank wurde als hauptsächlicher Verwahrer für die hinterlegten Euro Reserven auserkoren. Diese Vorkommnisse verdeutlichen, weshalb Herausgeber von Stablecoins strenge Auflagen erfüllen müssen. Demnach müssen sie über ausreichende Reserven verfügen, um die Ansprüche ihrer Klienten zu jeder Zeit auszahlen als auch die Reserven im Falle einer Insolvenz vollständig absichern zu können. Inzwischen gibt es auch einige europäische Banken, die einen regulierten Euro Stablecoin lanciert haben. Weitere Informationen finden Sie hier.
NFTs fallen im Einzelfall unter MiCA
MiCA unterteilt Kryptowährungen in vier Kategorien: Kryptowerte, Wertereferenzierte Token, E-Geld Token und Utility Token. Von der Regulierung ausgeschlossen sind hingegen grundsätzlich Decentralized Finance, Non Fungible Tokens (NFTs), Staking und Lending. Der finale MiCA Text sieht zwar keine Regulierung von NFTs vor, allerdings gab die EU-Kommission zum Abschluss der Trilog-Verhandlungen ihre Zustimmung nur unter Vorbehalt ab, dass NFTs, im Einzelfall doch unter die MiCA fallen sollen.
Die Rede ist von NFTs, die Teil einer Kollektion sind und erkennbar einer Gesamtemission zuzuordnen sind. NFTs erfreuen sich beim kommerziellen Vertrieb von Musik großer Beliebtheit. Musikalben, die durch NFTs verkörpert werden, werden über SONFT vertrieben. Musik Enthusiasten erwerben mit dem NFT das Nutzungsrecht am geistigen Eigentum. Dabei fungiert das NFT als Private Key, mit dem sich Inhaber des NFTs das jeweilige Musikalbum anhören können. Ein solcher NFT könnte zwar über den ERC-721 Standard geminted worden und damit technisch einzigartig sein, allerdings würde dieser NFT wohl im Einzelfall von MiCA umfasst sein, weil das Nutzungsrecht an dem jeweiligen Album, innerhalb derselben Gattung identischer Musikalben fungibel ist. Das Beispiel der NFT Kollektion „Crypto-Punks“ zeigt eindrucksvoll, wie schwierig sich im Einzelfall die Subsumierung unter die MiCA gestaltet. Die Folge könnte die Fragmentierung des NFT-Marktes sein und einen internationalen Flickenteppich entstehen lassen. Weitere Informationen finden Sie hier.
MiCA und Umweltschutz
VASPs werden in die Pflicht genommen, offenzulegen, mit welchem Konsensmechanimus (Proof of Work oder Proof of Stake), Coins und Tokens geminted bzw. verifiziert werden. Die ESMA erhält den Auftrag, sogenannte „Regulatory Technical Standards“ (RTS) zu entwickeln, mit anderen Worten, eine Methodologie und Nachhaltigkeitsindikatoren zu etablieren, um den Energieverbrauch und Anreizsysteme verschiedener Konsensverfahren beim Mining bzw. Validieren von Kryptowährungen zu bewerten. Spätestens 2 Jahre nach Inkrafttreten von MiCA, muss die EU-Kommission einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, der aufzeigt, welche Umweltauswirkungen verschiedene Konsensmechanismen haben. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft ein Mindestnachhaltigkeitsstandard (CO2-Cap) für Konsensverfahren festverbindlich definiert wird. Weitere Informationen finden Sie hier.
MiCA: Auswirkungen auf Banken
Nachdem hier ein erster Überblick über die Markets in Crypto Assets Regulation präsentiert wurde, wird der dritte Teil der Serie näher darauf eingehen, welche Auswirkungen MiCA auf Banken hat und worauf es bei der Implementierung der Verordnung ankommt.
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Co-Autor:
Salar Hydary